Karin Bischoff war die erste Präsidentin des Rotary Club Oberer Bodensee. Die Modeunternehmerin hatte kein Problem, sich in der Männerwelt zu behaupten. Am Freitag hat sie ihr Amt an den Nachfolger weitergegen.
„In einer Männerdomäne als Frau ernstgenommen zu werden, ist nicht nur eine Genderfrage“, sagt Karin Bischoff, Couture-Schneiderin und Inhaberin des St. Galler Couture-Ateliers „Die Manufaktur“. Vor wenigen Stunden noch war sie Präsidentin des Rotary Club Oberer Bodensee, bevor sie nach ihrem Amtsjahr die Vereinsleitung an ihren Nachfolger Roland Günther weitergab. Ein Jahr davor wurde sie zur ersten weiblichen Repräsentantin des Vereins mit den 53 Männer und den sechs Frauen gewählt. Nicht nur der Ostschweizer Club, der 1987 gegründet wurde, sondern die gesamte, weltweit tätige humanitäre Organisation mit rund 1.3 Millionen Mitgliedern, ist immer noch geprägt vom Ruf, eine Männerdomäne zu sein. Der Grund dafür, dass heute noch mehr Männer in den Vereinen aktiv sind und Präsidentinnen eher Seltenheiten, dürfte laut Karin Bischoff in der historischen Vergangenheit zu suchen sein. Der Rechtsanwalt Paul P. Harris gründete den ersten Rotary Club 1905 in Chicago mit dem Ziel, in einer Grossstadt Freundschaften zu schliessen und eine Wertegemeinschaft zu schaffen. Der Grundgedanke ist heute noch im Leitbild der über 33000 Rotary Clubs in 200 Ländern verankert, doch längst haben sich die Türen den Frauen geöffnet. Ob Frau oder Mann, unabhängig von politischer und religiöser Gesinnung, für die Mitglieder im Rotary Club zählt selbstloses Dienen, Freundschaft und humanitäres Gedankengut. Der Dachorganisation folgend, sind auch im Rotary Club Oberer Bodensee engagierte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Kultur unter einem Dach vereint.
In der Gesellschaft spielt die Persönlichkeit eine Rolle
„Es kommt hauptsächlich auf die Persönlichkeit an, ob eine Frau in der Gesellschaft und in einem männlich geprägten Umfeld geachtet und respektiert wird. Wenn man akzeptiert ist, kann man sich selber bleiben. Das Geschlecht spielt dann keine Rolle mehr“, sagt die Expräsidentin. Überzeugt davon, hatte sie den Mut, als erste Frau für ein Jahr die Vereinsleitung zu übernehmen. Und sie hat mit ihrer Überzeugung Recht gehabt und ein ausgefülltes und interessantes Amtsjahr hinter sich. Zusammen mit ihrem Team, welches für die Ausarbeitung und Planung des Jahresprogramms verantwortlich ist, habe sie gute Projekte verwirklichen und wertvolle Kontakte pflegen können. Als Präsidentin vertrat sie den Verein gegen aussen und nahm repräsentiere Aufgaben wahr. Wichtig war für Karin Bischoff, an möglichst allen Anlässen und Mittagsbrunchs dabei zu sein. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr der Brunch im Reitstall Josuran in Horn. „Ein perfekt Tag, mit einer wunderschönen Atmosphäre und traumhaften Wetter“, schwärmt sie zurückblickend auf dieses Highlight. Die 42-jährige Couture-Schneiderin sollte es auch nach der Amtsübergabe nicht langweilig werden. Im Atelier warten ihre Geschäftspartnerin Kathrin Baumberger sowie sechs Mitarbeiterinnen auf sie. Dort, im Reich der schönen und edlen Stoffe, kreiert sie ihre Modelle und berät mit Leidenschaft, Feingefühl und Fachwissen ihre Kundinnen und Kunden. „Ich bin auch leidenschaftliche Tante und Gotti.“ Nach der Amtsübergabe freue sie sich darauf, wieder mehr Freiraum und Flexibilität zu haben und Zeit für ihre acht Nichten, Neffen und Patenkinder.